ÖJV - Positionspapier "Wolf in Österreich"

 

 

  • Der Zuwanderung des Wolfes stehen wir positiv gegenüber.

 

  • Der Wolf ist ein wichtiger Bestandteil in unserer Natur. Als hervorragender Ökosystemmanager bringt seine Anwesenheit viele Vorteile für die Verjüngung des Waldes, die Biodiversität und den Gesundheitszustand der Wildtiere.

 

  • Die Ängste der Tierhalter, Almbauern und der Bevölkerung sind absolut ernst zu nehmen und mit Aufklärungsarbeit, Herdenschutzmaßnahen und Entschädigungszahlungen abzubauen.

 

  • Herdenschutzmaßnahmen (Elektrozäune, Herdenschutzhunde, Behirtung, Almställe) sind, wie in der Schweiz mit mind. 80% zu fördern.

 

  • Wolfsrisse sind rasch und unbürokratisch zu entschädigen.

 

  • Wölfe, die sachgerecht angewandte Herdenschutzmaßnahmen überwinden bzw. verhaltensauffällige Tiere sind von Forstpersonal, Berufsjägern sowie dazu befugten und speziell dafür ausgebildeten Jägern, Tierhaltern und Hirten zu erlegen.

 

  • Bei Erreichung eines günstigen Erhaltungszustandes (mit NGO`s akkordiert) wird der Wolf, so wie etwa in Schweden oder in den baltischen Ländern zum bejagbaren Wild, mit restriktiven Abschussplänen.

 

 

  • Verhältnismäßigkeit: Von etwa 300.000 Schafen und Ziegen auf Österreichs Almen sterben etwa 3% aufgrund von Blitzschlag, Unfällen und Krankheiten, das sind 9.000 Tiere pro Jahr. Der Wolf hat in Österreich 2017 nachweislich 22 Tiere gerissen.

 

  • In Rumänien leben etwa 9 Mill. Schafe, welche von 60.000 Hirten betreut werden. Die Tiere leben in größeren Herden und werden gezielt von den Hirten und Herdenschutzhunden geführt.

 

  • In der Schweiz werden jährlich ca. 210.000 Schafe und 30.000 Ziegen auf den Almen gehalten. Seit 1999 wird Herdenschutz betrieben. Derzeit sind auf 90 Alpen etwa 220 Herdenschutzhunde im Einsatz. Durch die bessere Betreuung der Nutztiere wurde der natürliche Abgang durch Blitze, Krankheiten, Unfälle, usw. deutlich gesenkt. Die Zahl der jährlich gerissenen Nutztiere beträgt etwa 300.

 

  • Durch eine Behirtung werden Arbeitsplätze geschaffen, der Tourismus kanalisiert und das Naturverständnis der Bevölkerung erhöht.

 

  • Der Wolf wird sicher nicht den völlig überhöhten Schalenwildbestand Österreichs regulieren, aber die Fehlentwicklungen des österreichischen Jagdsystems – Fütterungswahn, Trophäenkult, Bürokratismus – deutlich aufzeigen

 

  • Die Anwesenheit des Wolfes erregt in höchstem Maße die Emotionen vieler Jäger, weil er die traditionelle Trophäenjagd in den Fundamenten erschüttert und einen Paradigmenwechsel mit sich bringen wird: weg von der Hegejagd, hin zu einer ökologisch orientierten Jagd.

 

 

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News

Trophäenjagd und Justiz: Skurrile Jagdgesetze

Am:

Wildbiologin Karoline Schmidt kritisiert, dass auch die Allgemeinheit bei der Trophäenjagd zur Kasse gebeten wird.

Es ist für viele von uns eine etwas befremdliche Vorstellung: Zu Weihnachten, dem Fest der Geburt, bekommt ein Jäger einen Abschuss geschenkt, eine Trophäenjagd. Er wird sich über das zweifellos teure Geschenk freuen. Aber bedanken wird er sich dafür bei der Allgemeinheit nicht einmal in Gedanken – obwohl wir alle zur Trophäenjagd kräftig zuzahlen.

Denn in Österreich landen Trophäenjäger oft vor dem Verwaltungsgericht. Nicht weil sie ein Tier einer geschützten Art erlegt haben, sondern einen Hirsch oder Rehbock der falschen Altersklasse, oft nur ein Jahr zu jung oder zu alt. Halten Sie das für Jagdinterna, für Nichtjäger unwichtig und langweilig? "Wenn die Bürger wüssten, was diese Verfahren den Staat kosten, wären sie sehr erstaunt", meint eine Landesgerichtspräsidentin.

Noch mehr erstaunen die skurrilen Jagdgesetze, die zu diesen Verfahren führen: Sie verpflichten den Jäger bereits vor dem Schuss, zweifelsfrei erkennen zu können, ob der anvisierte Hirsch noch nicht fünf oder schon mindestens zehn Jahre alt ist. Doch das genaue Alter lässt sich erst am toten Tier feststellen, an einem aufgeschnittenen Zahn unter dem Mikroskop. Einige Hundert Hirschzähne werden jährlich so untersucht.

Der Jäger gleicht einem Türsteher, der die Ausweise der Gäste erst bei Verlassen des Klubs kontrollieren kann und dennoch für den Einlass von Minderjährigen bestraft wird. Beschwert er sich über diese widersinnige Regelung, rät ihm der Gesetzgeber, eben nur jenen Gästen Zutritt zu gewähren, die optisch zweifelsfrei alt genug sind. Für einen Klub aber, der dem Jugendkult huldigt, wäre das kein sinnvoller Vorschlag. Allerdings: Wer die Gäste persönlich kennt, ist Konkurrenten gegenüber im Vorteil – und an der Beibehaltung der paradoxen Regelung interessiert.

Ein Ungehorsamsdelikt

Als alt erkennbar ist der Hirsch erst mit dreizehn oder mehr Jahren, wenn sein Geweih wieder schwächer wird. Einen Fehlabschuss vermeiden können Jäger, wenn sie ausschließlich optisch zweifelsfrei junge oder alte Hirsche erlegen. In einer Sozietät aber, die dem Trophäenkult huldigt, ist das keine praktikable Lösung. Trophäenjäger haben eine libidinöse Beziehung zu Geweihen und wollen sich diese auf dem Höhepunkt der Entwicklung aneignen. Hirsche sind gemäß Jagdgesetz ab dem zehnten Lebensjahr erntereif. Die Krux: Da sind sie bereits seit etwa drei Jahren in der Blüte ihres Lebens. Für diese Lebensjahre kann selbst ein erfahrener Jäger das genaue Alter eines Hirsches nicht erkennen. Das kann er nur, wenn er den Hirsch gleichsam persönlich kennt, weil der seit Kalbesalter jeden Winter an der Fütterung steht.

Jäger, die einen ihnen "fremden" Hirsch erlegen, dessen Geweih, Körper und Verhalten ein anderes Alter vermuten lassen, als die Zähne preisgeben, begehen ein Ungehorsamsdelikt, das die Jägervertretung mit einer Geldbuße ahndet. Verständlich, dass viele Beschuldigte dagegen Beschwerde einlegen. Sind sie erfolglos, entrichten sie dem Verwaltungsgericht als Beitrag zu den Verfahrenskosten 20 Prozent der verhängten Strafe (die der Jägerschaft gezahlt wird), und falls das Straferkenntnis aufgehoben wird, nicht einmal das.

Dem unbedarften Nichtjäger stellt sich die Frage: Warum müssen hochrangige Juristen, warum muss die an Geld und Personalmangel leidende Justiz ihre knappen Ressourcen in den Dienst der Trophäenjagd stellen, um ein Gesetz durchzusetzen, das dem gesunden Menschenverstand völlig fern ist?

Geweihfokussierte Jagd

Seit etwa hundert Jahren zelebriert die Jagdlobby einen Geweihfetischismus, belobigen Jagdfunktionäre die Zucht von Erntehirschen und -böcken mit starken Geweihen und inszenieren deren penible Bewertung bei den quasireligiösen Trophäenschauen. Deren Umbenennung in "Hegeschau" ändert nichts an der Zielsetzung. In allen Bundesländern, außer demnächst Wien, ist die Teilnahme verpflichtend. Spätestens da wird die Altersfrage gestellt. Ja, es ist gut, wenn die Alterspyramide nicht zu flach ist und es auch altes Wild gibt. Doch was die Gralshüter der Trophäenjagd in den Jagdgesetzen "biologisch richtigen Altersklassenaufbau" nennen, orientiert sich weniger an der Biologie als vielmehr pedantisch an der Ideologie der Geweihstärkenmaximierung.

Wie anders sollte man diese Tiroler Bejagungsrichtlinie interpretieren: "Beidseitige Kronenhirsche (…) und solche Hirsche, deren Geweihe die nach der Punktebewertung für den betreffenden Lebensraum durch die bezirksweise eingerichtete Bewertungskommission festgelegte Punktezahl (C.I.C) aufweisen oder überschreiten, dürfen nicht erlegt werden." Oder dass Jäger in Oberösterreich vor dem Schuss erkennen müssen, ob das Geweihgewicht des Rehbocks über oder unter 300 Gramm liegt? Deshalb dürfen im Winter zwar Rehgeißen erlegt werden, nicht aber Böcke, weil diese das Selektionskriterium, ihr Geweih, schon abgeworfen haben. In ihrer Naturferne den barocken Prunkjagden durchaus ebenbürtig, ist diese geweihfokussierte und diesbezüglich überreglementierte Jagd bei vielen Jäger unbeliebt. Und absurd, führt sie doch zu einer auch von Trophäenjägern "unerwünschten Selektion".

Wald vor Geweihen

Gravierender für uns alle aber ist, dass die peniblen Altersvorgaben nicht nur Geweihfreaks, sondern alle Jäger zu hoher Selektivität nötigen. Das führt zu langen Jagdzeiten und starkem Jagddruck, erschwert eine störungsarme Jagd und behindert eine effektive Regulation des Wildbestands. Deshalb frisst vielerorts zu viel Rot- und Rehwild zu viele Jungbäume und hemmt die dringend nötige Verjüngung des Waldes. Und die Trophäenjagd als Wirtschaftsfaktor mit politischem Einfluss hemmt eine Ökologisierung der Jagdgesetze.

Freilich sind die Erlöse aus der Trophäenjagd für so manchen Grundbesitzer hilfreich, um finanzielle Verluste durch Stürme oder Borkenkäfer zu kompensieren. Doch eben weil waldschädigende Naturereignisse häufiger werden, sind sich verjüngende, struktur- und artenreiche Wälder so wichtig, ja notwendig. Richtiger Altersklassenaufbau? Unbedingt – und zwar vordringlich für den Wald. Denn während ein Wildbestand in zehn Jahren heranwächst, benötigt ein Baumbestand hunderte Jahre. Hirsche brauchen den Wald nicht, sie bevorzugen halboffene Landschaften, auch Jäger brauchen den Wald nicht – aber wir brauchen ihn. Vor allem für Wälder im Besitz der Allgemeinheit (des Bundes, der Städte oder Gemeinden) sollte die nichtjagende Mehrheit der Bevölkerung gemeinsam mit fortschrittlichen Jägern "Wald vor Geweihen" einfordern. Wenn wir den Trophäenjägern schon ihre absurden Verfahren finanzieren, sollten wir nicht auch noch mit der Zukunft des Waldes bezahlen. (Karoline Schmidt, 26.12.2019)

Karoline Schmidt ist Wildbiologin. Sie forscht seit mehr als 30 Jahren im Spannungsfeld Wildtier – Mensch.

Der ideale Christbaum - Ein Gedicht von Eva Schreiber

Am:

Der  ideale Christbaum

 

Nein, hoch vom Wald her komm ich nicht

sonst wär mein Kleid nicht so schön dicht.

Mein  Körper  ist   von   Ebenmaß

verschont von Reh-und Käferfraß.

Der Nadeln  rein - herbsüßer Duft

erfüllt den Raum erfrischt die Luft

ihr Grün das glänzend  fett und satt

findt so nicht mehr in Wäldern statt.

Doch gradezu der Anmut Gipfel

Ist    mein    makelloser    Wipfel.

Wie kümmerlich sind da dagegen

windschief und dem sauren Regen

ausgesetzte  Kreaturen

voll   von   Umweltsündenspuren

mit Auspuffdämpfen vollgesogen

ist selbst ihr letzter Duft verflogen.

Zum Christbaum werde nur geadelt

der  makellos  und  niemals nadelt

gleich kerzengrad  im Kreuze steht

bewegt  zu  frommem Lied, Gebet.

Wird falsch gesungen „Stille Nacht“

wanket man nicht, bis es vollbracht.

Der Anforderung Minimum –

bis  das Dreikönigsfest herum

steht man still, kommt nie in Rage

das lernt man nur auf der Plantage.

Wer den perfekten Christbaum sucht

greift zur Nordmanntannenzucht.

Doch was uns die Erfahrung lehrt

grad Makel sind beachtenswert

blick zurück in die Geschichte

die Krummen und die Bösewichte

sinds von denen man noch spricht

die Schönen sind es eher nicht.

Der Ochs von Betlehem - von Eva Schreiber

Am:

Der Ochs von Bethlehem

Advent, Zeit der Stille, der Einkehr, Zeit der Vorfreude auf die Ankunft des Herrn und heutzutage wohl auch Zeit der Hast und der Erschöpfung. Vor allem gehören aber auch die Krippendarstellungen und Krippenspiele zum Advent.

Eine Weihnachtskrippe in schlichter Ausführung besteht zumeist aus Maria und Josef, dem Kind und Ochs und Esel. Es ist an der Zeit mich vorzustellen, gestatten sie ich bin der Ochse, ich bin derjenige über den unbestreitbar am wenigsten gesprochen oder gesungen wird. Die Evangelisten fanden mich und auch den Grauen sehr spät und auch nur am Rande einer Erwähnung wert, aber dazu später. Immerhin ist seitdem sehr viel Zeit vergangen, aber hätte sich für mich damit etwas geändert? Wurden über mich seither Geschichten geschrieben oder Lieder gesungen? Keineswegs, bestenfalls liest man die lapidare Feststellung, dass auch ein Ochse im Stall anwesend war.

Zugegeben, mein Äußeres gibt nicht viel her, ich bin relativ massig und das ohne nachhaltigem Nutzen wie zum Beispiel, um bei meiner Art zu bleiben, die Kuh, Stichwort Milch. Meinen Stallgenossen kann man wenigstens reiten, obwohl anzuzweifeln ist, dass Maria dies im hochschwangeren Zustand wirklich tat. Meine Kontakte mit weiblichen Artgenossen verliefen, aus offensichtlichen Gründen rein platonisch, daher blieben mir zu meinem Bedauern auch Vaterfreuden versagt. Immerhin aber schätzte man meine sprichwörtliche Kraft und nutzte diese auch ausgiebig. Ich beugte mich unters Joch ohne Murren. Doch genug des Selbstmitleids und hin zu einem der  berühmtesten Schauplätze der Geschichte, dem Stall von Bethlehem. Hinzuweisen wäre da auf die durchaus passable Raumtemperatur, die trotz kalter Winternacht etwas Geborgenheit vermittelte, welche die Gastfamilie im Stall hauptsächlich meiner üppigen Figur zu verdanken hatte, sonst wäre das Kindlein womöglich noch erfroren. Damit sollte eigentlich jedem der strittige Punkt klar sein wer zuerst da war, die Hirten, die Könige oder Ochs und Esel. Merkwürdigerweise sind sich da, grübelnd über die Schriften gebeugte Gelehrte, bis heute nicht ganz einig. Ich jedoch weiß es, ich war nicht nur vor allen andern wie Hirten und Weisen da, sondern wusste auch  sofort, dass dieses winzige, hilflose Menschlein in der Futterkrippe etwas ganz Besonderes ist.

Selbst, der meist störrisch auf seine Meinung beharrende Esel, der von den Menschen ungerechtfertigt nicht gerade mit Intelligenz assoziiert wird, war ausnahmsweise meiner Ansicht. Weil wir uns eben der Göttlichkeit des Kindes von Anbeginn so sicher waren, wurde später in diesen Umstand einiges  hineininterpretiert. So kommen wir nicht zuletzt dank dem Seher Jesaja, der da Jahrhunderte vorher folgendes weissagte und niederschrieb, doch noch in der Bibel vor. „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn aber Israel kennt mich nicht“.

Dies zu zitieren ist aber heutzutage  wegen der permanent eingeforderten political Correctness und dem allgemein angeratenen, äußerst sensiblen Umgang mit sämtlichen  Religionsgemeinschaften, nicht unbedingt opportun. Man muss jedoch dem alten Jesaja zugutehalten, dass er diese Entwicklung und das obwohl er Prophet war, wirklich nicht erahnen konnte. Viele sehen heute die Anwesenheit des langohrigen Grauen und meiner Wenigkeit an der Krippe als Synonym für den Alltag, Gott ist Mensch geworden und als Mensch in unseren ganz gewöhnlichen Alltag mit all seiner Mühsal und Entbehrung eingetreten.

Er wurde Mensch für die Menschheit aber er ist auch Gott für alle seine Geschöpfe, mich mit eingeschlossen. Darauf darf ich in aller Bescheidenheit schon stolz sein und so gesehen ist es gar nicht mehr so wichtig ob meine Rolle im Stall von Bethlehem genügend gewürdigt wird oder nicht. Aber es sollte doch einmal gesagt sein.